Eine dynamische Illustration, die die volle Bewegungsabfolge eines Burpees zeigt: von der aufrechten Position über die Kniebeuge, Liegestütz bis zum explosiven Sprung mit erhobenen Armen.
Veröffentlicht am Juni 12, 2025

Entgegen der Annahme, der Burpee sei nur eine brutale Cardio-Übung, ist er in Wahrheit ein hochpräzises Diagnostik-Werkzeug für Ihre gesamte athletische und mentale Leistungsfähigkeit.

  • Die korrekte Ausführung schützt nicht nur vor Verletzungen, sondern deckt gezielt Schwächen in Ihrer kinetischen Kette auf.
  • Die metabolische Wirkung von 10 Minuten Burpees übertrifft oft 30 Minuten Joggen, da sie den Nachbrenneffekt maximiert und den gesamten Körper beansprucht.

Empfehlung: Betrachten Sie den Burpee nicht als Feind, sondern als Ihren ehrlichsten Coach. Meistern Sie die Technik, um nicht nur Ihren Körper, sondern auch Ihre Willenskraft neu zu vernetzen.

Es gibt kaum eine Übung, die so viel Respekt und gleichzeitig so viel Widerwillen hervorruft wie der Burpee. Für viele Fitness-Enthusiasten ist er der Inbegriff von Qual – eine anstrengende Notwendigkeit, die man schnell hinter sich bringen will. Die gängigen Ratschläge konzentrieren sich meist auf oberflächliche Vorteile: Er trainiert den ganzen Körper, kurbelt die Fettverbrennung an und man braucht kein Equipment. Diese Perspektive kratzt jedoch nur an der Oberfläche und verfehlt den wahren Kern dieser meisterhaften Bewegung.

Was, wenn der Burpee nicht einfach nur eine Übung wäre, sondern ein System? Ein gnadenloser Spiegel, der jede Schwäche in Ihrer körperlichen Kette, Ihrer Koordination und Ihrer mentalen Disziplin aufdeckt. Wenn die wahre Effizienz nicht in der reinen Anzahl an Wiederholungen liegt, sondern im Verständnis seiner komplexen Anatomie und der psychologischen Schlacht, die bei jeder einzelnen Wiederholung gewonnen wird? Dieser Artikel rehabilitiert den Burpee. Wir zerlegen ihn in seine fundamentalen Bestandteile, um zu zeigen, warum er weit mehr ist als nur ein Kalorienkiller.

Wir werden die häufigsten Fehler analysieren, die zu Verletzungen führen, und Ihnen einen sicheren Weg zum ersten perfekten Burpee zeigen. Wir erforschen, warum kurze, intensive Burpee-Einheiten effektiver sein können als langes Ausdauertraining und wie diese Übung Ihre mentale Festung stärkt. Machen Sie sich bereit, Ihren vermeintlichen Feind in Ihren stärksten Verbündeten zu verwandeln.

Für alle, die eine visuelle Anleitung zur perfekten Ausführung bevorzugen, ergänzt das folgende Video die technischen Details dieses Leitfadens und zeigt die Bewegung in Aktion.

Dieser Leitfaden ist strukturiert, um Sie schrittweise vom technischen Verständnis zur mentalen Meisterschaft zu führen. Entdecken Sie die tiefere Ebene dieser fundamentalen Übung und lernen Sie, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Der schlampige Burpee: Wie Sie die Übung ausführen, ohne Ihren Rücken zu gefährden

Der häufigste Fehler beim Burpee ist nicht mangelnde Kraft, sondern schlechte Technik unter Ermüdung. Der „schlampige Burpee“ ist mehr als nur unschön – er ist ein direkter Weg zu Verletzungen. Das Hauptproblem liegt im Übergang von der Plank-Position zurück in die Hocke. Unter Anstrengung neigen viele dazu, den Rücken rund zu machen oder die Hüfte durchhängen zu lassen. Dies erzeugt eine enorme Belastung für die Lendenwirbelsäule und die Bandscheiben. Wie der prominente Trainer Mark Murphy betont, ist dies genau die Haltung, die viele Menschen bereits den ganzen Tag im Büro einnehmen.

Der Wechsel von der Liegestütz- in die Stehposition bei einem Burpee kann zu einem runden Rücken führen, eine Haltung, in der viele Menschen den ganzen Tag verbringen, wenn sie einen Bürojob haben – und die zu Rückenschmerzen führen kann.

– Mark Murphy (ehemaliger Trainer von Zac Efron), Business Insider Deutschland

Eine fehlerhafte Ausführung wird schnell zur Gewohnheit und kann zu chronischen Problemen führen. Experten berichten, dass eine falsche Burpee-Ausführung zu einer Reihe von Verletzungen führen kann, darunter Schulterprobleme durch eine zu weite Armstellung, Handgelenksverletzungen durch unkontrolliertes „Fallenlassen“ in die Plank und eben jene gefürchteten Rückenschmerzen. Der Schlüssel liegt darin, den Rumpf während der gesamten Bewegung aktiv und stabil zu halten. Betrachten Sie den Burpee als eine fließende Kombination aus Plank, Liegestütz und Kniebeuge – in jeder dieser Teilbewegungen ist die Rumpfspannung entscheidend.

Ihr Aktionsplan: Der technisch saubere Burpee

  1. Punkte de contact: Analysieren Sie Ihre Hand- und Fußstellung. Sind die Hände schulterbreit? Landen die Füße flach und stabil?
  2. Collecte: Filmen Sie sich bei der Ausführung. Achten Sie gezielt auf einen durchhängenden Rücken oder eine unkontrollierte Hüftbewegung.
  3. Cohérence: Vergleichen Sie Ihre Form mit der eines Profis. Ist Ihre Rumpfspannung vom Absenken bis zum Sprung durchgehend aktiv?
  4. Mémorabilité/émotion: Konzentrieren Sie sich auf das Gefühl der Stabilität im Rumpf. Spüren Sie die Kontrolle oder die Hektik?
  5. Plan d’intégration: Üben Sie jede Teilbewegung isoliert (Plank halten, saubere Liegestütze, Hock-Streck-Sprünge), bevor Sie sie wieder zusammensetzen.

Ihr Weg zum ersten Burpee: Eine anfängerfreundliche Version, die Sie nicht sofort aufgeben lässt

Der Sprung vom Wunsch, Burpees zu machen, zur tatsächlichen, sauberen Ausführung kann überwältigend sein. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Dekonstruktion. Anstatt die komplette Bewegung zu erzwingen, zerlegen Sie den Burpee in seine Einzelteile und meistern diese schrittweise. Dieser Ansatz reduziert nicht nur das Verletzungsrisiko, sondern baut auch das nötige Selbstvertrauen auf, um dranzubleiben. Eine der effektivsten Methoden für den Einstieg ist der „6-Count-Burpee“.

Fallstudie: Die 6-Count-Burpee Methode für Anfänger

Coach Stef hat ein progressives Trainingskonzept entwickelt, das den klassischen Burpee in 6 klare Bewegungsschritte zerlegt: (1) Hände auf den Boden, (2) Beine nach hinten in die Plank, (3) Brust zum Boden absenken (Liegestütz runter), (4) Körper wieder hochdrücken (Liegestütz hoch), (5) Füße nach vorne zu den Händen bringen, (6) Sprung nach oben. Diese Methode erlaubt es Anfängern, jede Komponente kontrolliert zu üben. Erst wenn jeder Schritt sitzt, werden die Übergänge flüssiger gestaltet. So wird aus einer komplexen, einschüchternden Übung eine beherrschbare Abfolge von Bewegungen.

Die visuelle Aufschlüsselung dieses progressiven Ansatzes hilft dabei, die korrekte Haltung in jeder Phase zu verstehen.

Eine Schritt-für-Schritt Anleitung für Anfänger zeigt die Dekonstruktion eines Burpees in einzelne, einfache Komponenten: isolierte Kniebeugen, Plankenposition mit Unterstützung, und kontrollierte Liegestützvarianten.

Die psychologische Komponente ist dabei nicht zu unterschätzen. Ein Reddit-Nutzer beschrieb seine Erfahrung eindrücklich: Anfängliche Rückenschmerzen verschwanden, als er aufhörte, auf Geschwindigkeit und Anzahl zu achten. Der Wendepunkt kam mit der mentalen Umstellung von „Ich muss schnell viele schaffen“ zu „Ich führe jede einzelne Wiederholung perfekt aus“. Diese Fokussierung auf Qualität statt Quantität ist der entscheidende Faktor, um aus der anfänglichen Überwindung eine dauerhafte Gewohnheit zu formen.

Warum 10 Minuten Burpees effektiver sein können als 30 Minuten Joggen

Der Vergleich zwischen Burpees und Joggen ist mehr als nur eine Frage des Kalorienverbrauchs; es ist ein Duell zweier völlig unterschiedlicher metabolischer Philosophien. Während Joggen ein klassisches Steady-State-Cardiotraining ist, gehören Burpees zur Familie des hochintensiven Intervalltrainings (HIIT). Der entscheidende Unterschied liegt nicht nur in der Intensität während der Übung, sondern vor allem in dem, was danach im Körper passiert. Burpees erzeugen eine deutlich höhere Sauerstoffschuld, was zu einem signifikant stärkeren Nachbrenneffekt (EPOC – Excess Post-exercise Oxygen Consumption) führt.

Wie die Fitnessexperten von ActiveBeat hervorheben, beschleunigen Burpees den Stoffwechsel so, dass der Körper noch Stunden nach dem Training weiterhin Kalorien verbrennt. Konkret zeigen Untersuchungen, dass Burpees eine deutlich höhere Kalorienverbrauchsrate aufweisen, oft zwischen 10 und 15 Kalorien pro Minute, während moderates Joggen bei 8 bis 12 liegt. Doch die reine Zahl während des Trainings ist nur die halbe Wahrheit. Der wahre Vorteil des Burpees liegt in seiner metabolischen Signatur.

Die folgende Tabelle stellt die wichtigsten Unterschiede gegenüber und verdeutlicht, warum der Burpee in kürzerer Zeit oft mehr bewirkt.

Metabolische Effektivität: Burpees vs. Joggen im direkten Vergleich
Kriterium Burpees (HIIT) Joggen (Steady-State)
Kalorien pro Minute 10-15 kcal/min 8-12 kcal/min
EPOC-Effekt (Nachbrenneffekt) 3-4 Stunden erhöhter Stoffwechsel 30-60 Minuten leicht erhöhter Stoffwechsel
Trainings-Dauer ideal 15-25 Minuten 45-60 Minuten
Ganzkörper-Muskelengagement 95% des Körpers aktiv 50-60% des Körpers aktiv
Hormonelle Reaktion Höhere Testosteron- und Wachstumshormon-Ausschüttung Moderat erhöhte Endorphine

Der entscheidende Faktor ist das Ganzkörper-Muskelengagement. Ein Burpee aktiviert nahezu die gesamte Muskulatur – von den Beinen über den Rumpf bis zu Brust, Schultern und Armen. Dies erzeugt eine massive metabolische Anforderung, die Joggen, das primär den Unterkörper beansprucht, einfach nicht erreichen kann. Das Ergebnis ist eine hormonelle Reaktion, die den Muskelaufbau und die Fettverbrennung zusätzlich fördert.

Die mentale Schlacht des Burpees: Was die härteste Übung der Welt Sie über das Durchhalten lehrt

Der Moment, in dem die Muskeln brennen und der Atem schwer wird, ist der Punkt, an dem der Burpee seine wahre Natur offenbart: Er ist weniger ein Test der körperlichen Kraft als vielmehr der mentalen Widerstandsfähigkeit. Jede Wiederholung ist eine Entscheidung – aufgeben oder weitermachen. Diese Konfrontation mit dem eigenen Limit in einem kontrollierten Umfeld ist ein unglaublich wirksames Training für die Psyche. Es lehrt uns, mit Unbehagen umzugehen und den inneren Schweinehund zu überwinden.

Stress, ob im Alltag oder im Training, löst im Körper eine „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion aus. Wie eine Studie von Aldana et al. bereits 1996 zeigte, haben Personen, die regelmäßig intensive Übungen wie Burpees durchführen, ein um ein Drittel geringeres Risiko für hohen Stress. Der Grund: Der Burpee simuliert diese archaische Stressreaktion gezielt und trainiert das Gehirn, physiologische Stresssymptome besser zu regulieren. Man lernt, dass das Gefühl der Überforderung vorübergeht und man die Kontrolle behalten kann.

Der Resilienz-Coach René Träder beschreibt es treffend, wenn er sagt, Stress dürfe zwar kommen, müsse aber auch wieder gehen. Der Burpee ist ein Ventil, um angestauten Stress physisch abzubauen. Anstatt in Grübelschleifen gefangen zu sein, zwingt die Intensität der Übung den Fokus vollständig auf den Körper und den Moment. Diese mentale Klarheit nach einem harten Satz Burpees ist kein Zufall; es ist das Ergebnis einer hormonellen Kaskade aus Endorphinen und einer Neuordnung der Prioritäten im Gehirn.

Um diese mentale Stärke gezielt zu trainieren, können spezifische psychologische Techniken während des Trainings angewendet werden:

  • Reframing: Interpretieren Sie das brennende Gefühl in den Muskeln nicht als Stoppsignal, sondern als „Leistungsfeedback“. Ihr Körper teilt Ihnen mit, dass er arbeitet und sich anpasst.
  • Kontrolliertes Versagen: Gehen Sie bewusst an Ihre Grenze. Das Erleben, dass man nicht zusammenbricht, sondern einfach eine Pause braucht, kalibriert die Angstreaktion des Gehirns neu.
  • Verantwortungsübernahme: Nehmen Sie die Herausforderung aktiv an („Ich wähle diesen Kampf“), anstatt sich als Opfer der Anstrengung zu fühlen.
  • Post-Workout-Klarheit: Nutzen Sie den Endorphin-Rausch nach dem Training bewusst, um über ein Problem nachzudenken oder einfach nur die mentale Ruhe zu genießen.

Der Burpee für Ihr Ziel: Welche Variante Sie wirklich schneller, stärker oder ausdauernder macht

Der klassische Burpee ist ein Alleskönner, aber um spezifische Fitnessziele zu erreichen, sind Variationen und unterschiedliche Trainingsprotokolle der Schlüssel zum Erfolg. Ob Ihr Ziel Kraftaufbau, maximale Ausdauer oder explosive Geschwindigkeit ist – es gibt eine Burpee-Variante, die genau darauf zugeschnitten ist. Die Kunst besteht darin, die richtige Übung mit dem passenden Protokoll zu kombinieren.

Für den reinen Kraftaufbau ist der „Man Maker“ eine der effektivsten, aber auch anspruchsvollsten Varianten. Er integriert Hanteln in die Bewegung und erweitert den Burpee um Ruderzüge und eine Schulterpresse (Thruster). Diese Kombination überlastet das neuromuskuläre System gezielt und setzt starke Wachstumsreize. Ein typisches Protokoll hierfür wäre AMRAP (As Many Rounds As Possible) für 5-20 Minuten, um die Muskeln bis zur Erschöpfung zu bringen.

Wenn das Ziel Ausdauer und metabolische Konditionierung ist, sind Protokolle wie EMOM (Every Minute on the Minute) ideal. Hierbei wird zu Beginn jeder Minute eine feste Anzahl an Burpees (z. B. 5-10) ausgeführt. Der Rest der Minute dient als Pause. Dies trainiert die Fähigkeit, sich unter Belastung schnell zu erholen. Wie Trainingswissenschaftler empfehlen, ermöglicht das richtige Protokoll, je nach Ziel, entweder eine bessere Kraftentwicklung durch Pausen (EMOM) oder eine maximale Auslastung in kurzer Zeit (AMRAP).

Für Agilität und sportartspezifische Schnelligkeit, wie sie im Tennis oder Fußball benötigt wird, eignen sich der „Lateral Burpee“ (seitlicher Sprung) oder der „Burpee-to-Broad-Jump“ (Sprung nach vorne). Diese Varianten trainieren nicht nur die vertikale, sondern auch die horizontale und seitliche Kraftentwicklung, was für schnelle Richtungswechsel entscheidend ist. Hierbei liegt der Fokus auf maximaler Explosivität bei jeder einzelnen Wiederholung, anstatt auf einer hohen Gesamtzahl.

Stress bekämpfen oder loslassen? Welcher Bewegungstyp in Ihrer aktuellen Situation der richtige ist

Obwohl der Burpee ein exzellentes Werkzeug zum Abbau von akutem Stress ist, ist er nicht immer die richtige Antwort, insbesondere bei chronischer Überlastung. Die „Kampf-oder-Flucht“-Simulation, die den Burpee so effektiv macht, kann bei einem bereits erschöpften System kontraproduktiv wirken. Bei Zuständen wie Nebennierenermüdung oder chronischem Stress kann eine hochintensive Einheit den Cortisolspiegel, das primäre Stresshormon, weiter in die Höhe treiben und die Erschöpfung verstärken.

In solchen Phasen ist es klüger, auf Bewegungsformen zu setzen, die das parasympathische Nervensystem aktivieren – also den Teil unseres Nervensystems, der für Ruhe und Erholung zuständig ist. Dazu gehören Yoga, sanftes Dehnen, Spaziergänge in der Natur oder Atemübungen. Es geht darum, dem Körper ein Signal der Sicherheit zu senden, anstatt ihn weiter anzutreiben. Die entscheidende Frage ist also: Muss ich aufgestaute Energie (Kampf) loswerden oder muss mein System zur Ruhe kommen (Loslassen)?

Interessanterweise zeigt die neue Forschung zum ‚Exercise Snacking‘, dass selbst Mini-Trainingseinheiten signifikante psychologische Effekte haben können. Bereits 60 Sekunden intensive Burpees können durch die schnelle Endorphin-Ausschüttung das akute Stressniveau spürbar senken, ohne das System langfristig zu überfordern. Dies bietet eine flexible Möglichkeit, die Dosis an die aktuelle Situation anzupassen.

Die richtige Anwendung von Burpees im Stressmanagement hängt von der Dosis-Wirkungs-Beziehung ab:

  • Bei akutem Stress (z. B. Ärger, Frustration): Kurze, intensive Burpee-Einheiten von 3-5 Minuten sind ideal, um die angestaute Energie abzubauen.
  • Bei chronischem Stress: Maximal 1-2 moderate Burpee-Sessions pro Woche, kombiniert mit regenerativen Aktivitäten wie Yoga oder Meditation.
  • Für das Mikro-Management im Büroalltag: Ein „Exercise Snack“ von 60 Sekunden Burpees zwischen Arbeitsblöcken kann den Kopf freimachen, ohne zu erschöpfen.
  • Regeneration priorisieren: Nach jeder intensiven Burpee-Einheit sind mindestens 48 Stunden Pause entscheidend, um eine Überlastung des Nervensystems zu vermeiden.

Das Januar-Syndrom: Warum Willenskraft allein niemals für eine dauerhafte Fitnessroutine ausreicht

Jeder kennt das „Januar-Syndrom“: Voller Motivation wird ein ambitioniertes Trainingsprogramm gestartet, nur um nach wenigen Wochen im Sand zu verlaufen. Der Fehler liegt in der Annahme, dass Willenskraft eine unerschöpfliche Ressource sei. Ist sie nicht. Erfolgreiche Routinen basieren nicht auf eiserner Disziplin, sondern auf klug aufgebauten Gewohnheiten, die kaum noch mentale Energie erfordern.

Hier kommt das Konzept der „Keystone Habits“ (Schlüsselgewohnheiten) ins Spiel, das von Charles Duhigg populär gemacht wurde. Eine Schlüsselgewohnheit ist eine kleine, aber strategisch wichtige Handlung, die eine Kettenreaktion positiver Verhaltensänderungen auslöst. Der Burpee, in der richtigen Dosis, ist eine perfekte Schlüsselgewohnheit. Die tägliche Verpflichtung, nur einen einzigen Burpee zu machen, erfordert minimalen Aufwand, verändert aber die Selbstwahrnehmung fundamental.

Keystone Habits sind ‚Gewohnheiten mit hoher Rendite‘. Wenn Sie mit einer Keystone Habit beginnen (wie tägliche Burpees), setzt dies eine Kettenkaskade aus, die andere positive Verhaltensmuster verändern – ohne zusätzliche Anstrengung.

– Charles Duhigg, Autor von ‚The Power of Habit‘, Zapier

Eine bewährte Methode, dies umzusetzen, ist das „Habit Stacking“. Man verknüpft die neue Gewohnheit (1 Minute Burpees) mit einer bereits bestehenden (z. B. nach dem morgendlichen Kaffee). Diese Kopplung automatisiert das Verhalten. Eine kleine Studie zeigte, dass Teilnehmer, die diese Methode anwendeten, nicht nur die Burpee-Gewohnheit beibehielten, sondern spontan begannen, sich gesünder zu ernähren und besser zu schlafen. Der Grund dafür ist ein psychologischer Shift weg von reiner Willenskraft hin zu identitätsbasierten Zielen. Psychologische Forschung zeigt, dass Identitätsveränderung ein stärkeres Motivationsinstrument ist als Willenskraft allein. Anstatt sich zu sagen „Ich muss trainieren“, transformiert sich die Identität zu „Ich bin jemand, der jeden Tag trainiert“. Dieser subtile Unterschied ist der Grund, warum kleine Gewohnheiten oft zu den größten Veränderungen führen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Technik vor Intensität: Ein sauberer Burpee schützt vor Verletzungen und ist die Basis für jede Leistungssteigerung. Der Rumpf muss jederzeit stabil sein.
  • Mehr als Cardio: Burpees sind ein HIIT-Werkzeug, das durch den hohen Nachbrenneffekt (EPOC) und Ganzkörper-Aktivierung in kürzerer Zeit oft effektiver ist als langes Joggen.
  • Mentales Training: Der Burpee ist eine Übung in Resilienz. Er trainiert den Umgang mit Stress und stärkt die Willenskraft, indem er die Konfrontation mit dem eigenen Limit in einem sicheren Rahmen ermöglicht.

Mehr als nur Muskeln: Wie Bewegung Ihr Gehirn neu vernetzt und Ihre Psyche stärkt

Die beeindruckendsten Effekte des Burpees finden möglicherweise nicht in den Muskeln, sondern im Gehirn statt. Intensive, komplexe Bewegungen sind ein starker Katalysator für neuroplastische Prozesse, also die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu vernetzen und anzupassen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei ein Protein namens BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor). BDNF wird oft als „Dünger für das Gehirn“ bezeichnet, da es das Wachstum neuer Neuronen fördert, bestehende schützt und die synaptische Plastizität verbessert – die Grundlage für Lernen und Gedächtnis.

Studien, wie sie am Hippocampus Institut durchgeführt wurden, zeigen eindrücklich diesen Zusammenhang. Ratten, die im Laufrad aktiv waren, zeigten eine signifikant erhöhte BDNF-Expression im Hippocampus, einer für das Gedächtnis entscheidenden Hirnregion. Dies korrelierte direkt mit einer verbesserten Lernleistung. Hochintensive und koordinativ anspruchsvolle Übungen wie der Burpee scheinen diesen Effekt noch zu verstärken. Die Komplexität der Bewegung – das Abstimmen von Händen, Füßen, Rumpf und Sprungkraft unter Zeitdruck – ist ein intensives Training für den präfrontalen Kortex, der für exekutive Funktionen wie Planung, Entscheidungsfindung und Selbstregulation zuständig ist.

Forschung an Mäusen konnte zeigen, dass nach akuter körperlicher Belastung ein bis zu vierfacher Anstieg der BDNF-Produktion in verschiedenen Hirnarealen messbar ist. Dieser Effekt hält sogar mehrere Tage nach dem Training an. Um die neuroplastischen Vorteile des Burpee-Trainings zu maximieren, können folgende Techniken integriert werden:

  • Form-Kontrolle unter Ermüdung: Sich bewusst auf die saubere Technik zu konzentrieren, wenn der Körper müde ist, fordert die exekutiven Funktionen heraus.
  • Zählen und Selbstregulation: Das laute Zählen von Wiederholungen während der Anstrengung beansprucht das Arbeitsgedächtnis zusätzlich.
  • Interozeptives Feedback: Die bewusste Wahrnehmung des eigenen Herzschlags oder der Atmung während der Übung trainiert die emotionale Selbstregulation.

Der Burpee ist somit nicht nur ein Werkzeug zur körperlichen Konditionierung, sondern auch eine aktive Methode, um das Gehirn fit, anpassungsfähig und resilient gegenüber den Herausforderungen des Lebens zu machen.

Häufig gestellte Fragen zu Die Anatomie des Burpees: Warum diese eine Übung Sie stärker, schneller und mental robuster macht

Was ist der Unterschied zwischen EMOM und AMRAP bei Burpees?

EMOM (Every Minute on the Minute): Du machst eine festgelegte Anzahl (z.B. 5 Burpees) jede Minute zu Beginn, mit Pausen in der restlichen Zeit. Ideal für Kraft. AMRAP (As Many Rounds/Reps As Possible): Du machst so viele Runden/Wiederholungen wie möglich in einer vorgegebenen Zeit (z.B. 10 Minuten). Ideal für Ausdauer und metabolische Konditionierung.

Welche Burpee-Variante verbessert die Agilität für Sportarten wie Tennis?

Der Lateral Burpee und der Burpee-to-Broad-Jump trainieren die seitliche Bewegung und explosive Kraftübertragung. Diese Varianten sind optimal für Sportarten, die schnelle Richtungswechsel erfordern.

Wie oft pro Woche sollte ich intensive Burpee-Workouts durchführen?

Nicht mehr als 2-3x pro Woche für intensive Protokolle (AMRAP, Man Maker). EMOM-Trainings können 3-4x pro Woche durchgeführt werden, da sie durch Pausen weniger Überbelastung verursachen. Adequate Erholung ist essentiell für Adaptation und Verletzungsprävention.

Geschrieben von David Keller, David Keller ist ein seit 12 Jahren praktizierender Personal Trainer und Experte für funktionelle Biomechanik. Seine Spezialität ist die Entwicklung nachhaltiger Fitnessroutinen, die auf wissenschaftlich fundierten Bewegungsprinzipien basieren.